Zur Entstehung des „Erster Coastal Ruderclub Hamburg e.V.“

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Am Freitag haben wir über die Gründung des „Erster Coastal Ruderclub Hamburg e.V.“ berichtet. Heute möchten wir euch ein mehr über den Hintergrund zur Entstehung erzählen.

Ein Gastbeitrag von Dorothea Hory.

Gründung des „Erster Coastal Ruderclub Hamburg e.V.“

Am 27.9.2020 haben wir mit acht Gründungsmitgliedern den „Erster Coastal Ruderclub Hamburg“ gegründet. Der Eintrag ins Vereinsregister erfolgte am 20.11.20, der Antrag auf Gemeinnützigkeit ist beim Finanzamt eingereicht. Die Antragstellung auf Mitgliedschaft im DRV läuft.

Vorgeschichte:

Ich wohne seit 22 Jahren in den Elbvororten nahe der Elbe und rudere seit ca. 45 Jahren.
Rudern lernte ich in Schleswig auf der Schlei. Nach meinem Umzug nach Bonn erwarb ich schnell die erforderlichen Rhein-Steuererlaubnisse und trainierte im Einer auf dem Rhein. Während des Studiums in Bonn wurde ich Mitglied der deutschen Ruder-Nationalmannschaft, errang zahlreiche internationale Erfolge und war WM-Teilnehmerin im Frauen-Achter 1983 (unter dem Namen Dorothea Cyss). Nach meinem Umzug nach Hamburg wurde ich Mitglied in der RG Hansa Hamburg. Durch meine Tätigkeit als Chirurgin und die Erziehung meiner drei Kinder blieb mir jahrelang nur wenig Zeit für das Rudern. Als die Kinder heranwuchsen, reizte mich das Masters-Rudern mit den 1000 Meter-Rennen nur wenig.

Die Idee:

Im Herbst 2017 las ich im „Rudersport“ einen Artikel über Coastal Rudern. Das fesselte mich sofort.
Der Traum von einem eigenen Boot, welches schnell ist und das man auf jedem Gewässer fahren kann, nahm konkrete Formen an.

Ich hatte in den letzten Jahren immer wieder auf die Elbe geschaut und gedacht „hier möchte ich einmal rudern“, was mit herkömmlichen Sport-Ruderbooten grundsätzlich nicht empfehlenswert ist.
Im Mai 2018 kaufte ich mir einen Coastal-Einer. Ich wurde Mitglied im „Ring der Einzelpaddler“ am Falkensteiner Ufer in Blankenese und erhielt vom Vorstand die Genehmigung, mein Ruderboot dort zu lagern. Schnell freundete ich mich mit den dortigen Surfski-Paddlern an, die sich dort gerade formierten und trainiere seitdem mit ihnen. Sie fahren in ihren leichten, wellengängigen Booten mindestens genau so schnell wie wir Coastal-Ruderer. Wir bilden, auch aus Sicherheitsaspekten, eine gute Symbiose.

Die Initiative:

Mein Ansinnen war von Anfang an, auch anderen diese wunderbare Sportart, die Abenteuer-Variante des Ruderns zu ermöglichen.

Ich gründete die „Initiative einer Coastal Rowing Gemeinschaft Hamburg“ und veranstaltete das erste Treffen am 18.1.2019 in der RG Hansa. Es kamen ca. 20 Ruderer von Rudervereinen aus Hamburg und der Umgebung. Ein zweites Treffen folgte am 30.3.2019 im Ring der Einzelpaddler. Gemeinsam organisierten wir mit Hilfe zweier Coastal Bootsfirmen im Mai 2019 einen „Coastal Rowing Schnuppertag“ in der RG Hansa Hamburg. Dieser fand bei schönem Sonnenwetter sehr guten Anklang. Wieder kamen ca. 40 Ruderer aus Hamburg und Umgebung. Inzwischen zeigte auch der AAC/NRB Interesse an einem Coastal-Stützpunkt in Blankenese. Ich war mit deren 1. Vorsitzenden im Gespräch über die Gründung eines Coastal Rowing-Stützpunktes. Die Verhandlungen zogen sich hin. Leider verringerten sich die Interessen des AAC/NRB im Laufe des Jahres 2019.

2019 startete ich auf der 1. Coastal-Regatta Stralsund. Dort siegte ich im Coastal-Doppelzweier und wurde 2. Im Coastal-Einer. Auf der Amrum-Challenge siegte ich im Coastal Doppelvierer m. Stf.
Im Sommer machte ich mit meinem Coastal-Einer eine Gepäck-Wanderfahrt auf der Nordsee nach Amrum und zu den Halligen mit einigen Paddlern und ruderte im Urlaub auf Korsika mit meinem Boot.
Ich startete im Oktober 2019 auf den World Rowing Coastal Championships in Hong Kong im Frauen Coastal-Doppelzweier und erreichte mit Wibke Göring (Lübecker RG) im Finale den 11. Platz.
Auf der Challenge Prince Albert II. in Monaco erreichte ich bei 3,5 Meter Wellengang den 4. Platz.

Die Vereinsgründung:

Nach meiner Rückkehr aus Hong Kong war mir klar geworden, dass es an der Zeit war, in Hamburg-Blankenese an der Niederelbe einen eigenen Coastal Ruderverein zu gründen. Es hatte sich ein Sponsor gemeldet, der die Bereitschaft zeigte, einen Coastal-Zweier zu spenden, allerdings erst nach Gründung eines Vereins. Ich führte Gespräche mit dem Vorstand des Ring der Einzelpaddler über eine weitere Stellage für einen Coastal-Zweier. Diese steht dort seit Juni 2020 zur Verfügung. Parallel führte ich zahlreiche Gespräche mit Hamburger Ruderern. Im Sommer 2020 fanden wir uns zu einer Gruppe von acht Gründungsmitgliedern zusammen und gründeten am 27.9.2020 den Erster Coastal Ruderclub Hamburg. Wir streben einen festen Standort am Falkensteiner Ufer in Blankenese an. Diesbezüglich sind wir in Gesprächen.
Die Anschaffung eines Bootsanhängers für die zeitnahe Lagerung von Booten am Ruderrevier ist in aktueller Planung.
Seit der Vereinsgründung haben wir leider keine Rückmeldung von dem potentiellen Sponsor mehr erhalten. Ich habe einen Förderantrag bei der Alexander-Otto-Stiftung gestellt und hoffe nun von dort auf eine Bootsspende. Sobald wir ein Vereinsboot besitzen, werden wir den regulären Ruderbetrieb aufnehmen.
Bisher besitzen einige unserer Gründungsmitglieder private Coastal-Einer. Wir treffen uns regelmäßig in Blankenese zum gemeinsamen Rudern.

Fragen:

Was ist Coastal Rudern?

Coastal Rudern ist die Abenteuer-Variante des Ruderns. Mit den besonders dafür gebauten, nahezu unsinkbaren Booten wollen wir uns den Naturgewalten stellen. Es ist die Herausforderung, die Strömung und Wellen lesen zu können und erfolgreich zu nutzen. Durch ihre besondere Bauart (hoher Bug, flaches Heck) gleiten die Boote auf dem Wasser und sind deshalb schnell, schnittig und stabil und laufen gut. Übernommenes Wasser läuft über die breite Rinne im Heck sofort wieder ab. Durch ihre Form können die Boote auch auf Wellen reiten.
Dem Coastal-Ruderer ist es eine Freude, bei Wellen und Wind zu rudern und bei Downwind Wellen zu reiten. Bei glattem Wasser schätzen wir das schnelle Gleiten der Boote.
Coastal Rudern wird voraussichtlich 2028 olympisch werden. Coastal-Weltmeisterschaften gibt es bereits seit 20 Jahren. Die Rennstrecke beträgt im Vorlauf 4 km, im Endlauf 6 km und ist küstennah auf dem Meer ein Bojen-Rundkurs. Es gibt auch Beach-Sprints mit Start am Strand, 500 Meter Bojenkurs durch die Brandung und Ziellauf an den Strand.
Die Sportart ist weltweit populär, Frankreich hat allein 12 eigene Coastal Rudervereine. Coastal Rudern wird in Frankreich, Monaco, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Kroatien, Irland, Großbritannien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, U.S.A, Kanada, Südamerika, Marokko, Südafrika, Australien, Neuseeland, Südostasien und der Südsee aktiv betrieben. Fast alle Länder tragen nationale Meisterschaften aus. In Deutschland ist diese Sportart bisher kaum etabliert.

Ziele des Erster Coastal Ruderclub Hamburg:

Wir werden gleichermaßen Breitensport und Leistungssport anbieten.

Das bedeutet:
Schnelles und gemütliches Rudern
Wir werden auch Ruder-Workshops anbieten (z.B. an Wochenenden im Sommer), in denen die Teilnehmer in die Begebenheiten und Gefahren des rauen Wassers eingeführt werden und selbst erste Erfahrungen als Coastal-Ruderer machen können.

Wanderfahrten auf der Nord- und Ostsee.

Einer von uns plant eine Rund-Schleswig-Holstein-Tour im Sommer
Wir fahren im Sommer mit den Surfski-Paddlern gerne Tagestouren auf der Eckernförder Bucht bei guten Wellen downwind.
Ich plane die Teilnahme an diversen Coastal Regatten: Amrum-Challenge, Challenge Berlenga – Peniche in Portugal (15 km über den Atlantik), Coastal Regatta Bremerhaven, Rotterdam Harbour Race, World Rowing Coastal Championships und Beach sprints in Oeiras/Portugal, Challenge Prince Albert II. in Monaco. Dafür trainiere ich auf der Elbe.
Der Ruderverein ist offen für alle, die sich für Coastal Rudern begeistern.

Das Coastal- Ruderrevier:

Die Fahrtrichtung wird von der Tide und dem Wind bestimmt. Wir rudern bis Windstärke 6, in Böen 8 Beaufort bei dann 1 Meter Welle auf der Elbe.
Flussaufwärts rudern wir bis zum Altonaer Museumshafen (weiter flussaufwärts ist der innere Hafenbereich und für uns tabu), flussabwärts bis zum Wedeler Hafen oder weiter. Ansprechend ist bei den richtigen Tideverhältnissen auch die „Hansi-Runde“ um die Elbinsel Hanskalbsand (mit Picknick). Es gibt für Ruderer eine Fahrtordnung auf der Elbe.

Das Rudern auf der Elbe:

Da die Elbe mit ihrer Strömung, Tide, Wind und Wellen ein gefährliches Ruderrevier ist, kann dort nur Bootsobmann eines Vereinsbootes sein, wer über die nötige Flusserfahrung und Steuererlaubnis für Ruderer (am besten Langtours-Steuermann) verfügt. Bei Aufnahme des Ruderbetriebes werden wir entsprechende Schulungen anbieten, die es jedem ermöglichen Bootsobmann zu werden.
Ich habe den Rhein-Steuermann, Langtours-Steuermann und ein einwöchiges COAST (Customized Offshore Awareness und Survival Training) im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Rettung Verletzter auf Offshore Windenergieanlagen absolviert.
Gruppen für Ruderer unter 18 Jahren werden wir aus Sicherheitsgründen erst hinzunehmen, wenn der reguläre Ruderbetrieb etabliert ist. Auf der Elbe ist die Begleitung Erwachsener erforderlich.
Ruderer mit Handicap werden bei uns selbstverständlich integriert.

Sicherheit auf dem Wasser:

In unserem Verein wollen wir das Sicherheitsdenken und -handeln im Rudersport etablieren und verbessern.
Wir kümmern uns selbst um unsere Sicherheit. Wir können auf der Elbe mit ihrer Seeschifffahrt nicht mit einer rechtzeitigen Rettung durch andere rechnen.
Gemäß unserer Ruderordnung ist das Rudern in Vereinsbooten nur in geeigneter, der Wassertemperatur (nicht der Lufttemperatur) angepasster Kleidung mit (Feststoff)weste zugelassen.
Das bedeutet, dass (wie schon bei den Seglern und Kanuten auf der Elbe praktiziert) in Neoprenkleidung oder im Trockenanzug gerudert wird. Jeder hat eine eigene Weste, die auch im Hochsommer bei jeder Ausfahrt getragen wird.
Wir werden regelmäßig Einstiegsübungen ins Boot auf der Elbe üben. Ich habe dies zuletzt am 1. Januar gemacht (Wassertemperatur 4°, Dicke der Neoprenkleidung 4 mm). Mir war nicht kalt.

Wir stehen in den Startlöchern:

Sobald das erste Vereinsboot existiert, werden wir den Vereins-Ruderbetrieb aufnehmen.
Jeder wird eine Gewässer-Schulung bekommen.
Wir wollen eine gute und kameradschaftliche Vereinsgemeinschaft aufbauen.
Unser Ziel ist, dass wir bis Ende 2021 einen festen Standort an der Elbe in Blankenese haben. Die Verhandlungen laufen.

Wir haben uns an ein großes Projekt gewagt
Auch Rom entstand nicht an einem Tag.
Wer glaubt, wir würden mal eben so in Hamburgs bester Wohnlage ein schickes Coastal-Bootshaus mit einer gefüllten Bootshalle aus dem Nichts herzaubern, wird jetzt enttäuscht sein.
Wir sind noch in der Phase, wo Pioniergeist gefragt ist, damit wir Schönes entstehen lassen können.
Jeder ist eingeladen, dabei mitzuwirken.
Unser Mitgliedsbeitrag beträgt 100 Euro pro Jahr. Es gibt auch ermäßigte Beiträge.
Spenden für Boote sind willkommen.
Kontakt über www.ecrc-hamburg.de oder ecrc@gmx.de

Dorothea Hory
1.Vorsitzende
Erster Coastal Ruderclub Hamburg

Anschrift des Vereins:

Erster Coastal Ruderclub Hamburg e.V., Rugenbohm 1 b, 22589 Hamburg
Flagge: Orange(für die Sicherheit)-blau(für das Wasser), Vereinswappen in der Mitte
E-Mail: ecrc@gmx.de
Webseite: www.ecrc-hamburg.de

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